So steht es im Grundgesetz.
Das mag gelten für das normale Leben. Hier zumindest kannst du dich wehren. Sobald du aber ein Handicap hast, hebelt sich dieses Grundrecht automatisch aus.
Ist ja sicherlich inzwischen bekannt, dass ich mir den Knöchel zertrümmert und das Wadenbein gebrochen habe und daher
seit einer Woche im Krankenhaus liege. "Keine Belastung auf dem Knöchel, für die nächsten 10 Wochen" sagt der behandelnde Arzt. Und so in einem Satz zerstört er etwas in dem Menschen, den er gerade zuvor zusammengeflickt hat. Denn er meint wirklich null Belastung, allein das kurze ablegeen auf den Boden ist erlaubt.
Plötzlich bist Du nicht mehr unabhängig. Bist angewiesen auf die Hilfe anderer Menschen. Und wie sehr, das lernst Du jeden Tag wieder aufs Neue. Es ist dir peinlich, um Hilfe zu bitten. Und du brichst in Tränen aus, wenn Dir gesagt wird, dass du nach 4 langen Tagen endlich duschen darfst. Jemand hat Zeit für dich. Weil du dich nicht alleine duschen und anziehen kannst. Weil du alleine das Bett nicht verlassen darfst und auch nicht kannst. Jeder Gang auf die Toilette ist eine Qual. Aber nichts trinken die schlechtere Option. Die meiste Zeit besteht aus Warten. Bis ein Arzt kommt, bis Besuch kommt, bis die Schwester kommt, bis endlich der Film im Fernsehen anfängt, bis jemand anruft, bis endlich die Schlaftabletten wirken und du einen weiteren Tag abhaken kannst. Am nächsten Morgen beginnt das Spiel von Neuem.
Das letzte Stück Würde wird dir im Krankenhaus genommen. Komplett. Wenn du nicht mehr laufen kannst, bist du hilflos. Wie sehr, das habe ich gelernt. In den Spiegel kann ich momentan nicht schauen.
Die Würde des Menschen ist eben nicht unantastbar.
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