Dienstag, 12. Juli 2011

Neue Blickwinkel

Seit Samstag residiere ich ja nun im Patientenhotel, es ist so ein Zwischending zwischen Krankenhaus und Hotel - das Zimmer ist schon wie ein normales Hotelzimmer eingerichtet, das Bad ist allerdings komplett behindertengerecht. Ab Nachmittag ist eine Krankenschwester da für die Fraxiparin-Spritze (Thromboseprophylaxe), ich muß mir die Teile also noch nicht selbst in den Bauch jagen. Über Nacht wacht ein Sanitäter über meinen engelsgleichen Schlaf.

Der Umzug war schon spannend, nochmal liegend im Krankenwagen, witzigerweise mit dem gleichen Sanitäter, der mich zwei Wochen zuvor im Park eingesammelt hat.

Das Hotel ist in der Nähe eines Parks, und so begab es sich, dass ich am Sonntag Nachmittag meinen ersten Ausflug im Rolli machen konnte. So schön! Endlich mal wieder draußen, länger als ein paar Minuten so richtig draußen unter freiem Himmel.

Aufregend ist es im Rollstuhl geschoben zu werden. Wie hoch doch Bürgersteige sind! Wie holprig sind die Straßen, unglaublich. Auch ein "ach, das Auto schaffen wir noch" gibt es da nicht. Und wenns abschüssig wird, bekomm ich sogar richtig Angst. Und die Blicke von den Leuten. Mitleid kann ich lesen, aber auch ganz viel Neugier und auch Abscheu. Kein Wunder, wie die aussieht, dass die im Rollstuhl sitzen muss. Was die wohl hat? Der Typ, der sie rumfährt, kriegt doch hoffentlich Geld dafür. Die Arme, bei dem Wetter ist das sicher schlimm.

Was ich in den letzten beiden Wochen schon an neuen Blickwinkeln gelernt hab explodiert manchmal in meinem Kopf. Was da noch so alles auf mich zukommt, darüber denk ich besser nicht zu viel nach. Kopf hoch, Brust raus und gerade sitzen und die Blicke erwidern. Vielleicht hat ja mal jemand den Mut zu fragen, ich werde gern antworten.

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