Donnerstag, 11. November 2010

Lesen. Robert Enke. Müde.

Ich habe das Buch ja am Samstag erst käuflich erworben, recht zügig angefangen und konnte es dann gestern Abend nicht mehr aus der Hand legen. Das erklärt die Müdigkeit, denn bis ungefähr halbeins hielt mich das Buch wach. Und ja, ich wußte schon vorher wie es ausgeht. Passenderweise war auch gestern Enkes Todestag, das ist mir aber erst später bewußt geworden. Mir ging es ja nicht hauptsächlich um die Person Robert Enke an sich, sondern um den Verlauf der Krankheit und die Auswirkungen dieser.

Ich bin noch ein bißchen zwiegespalten, was das Buch angeht. Man merkt dem Autor an, dass er ursprünglich Sportjournalist ist. Ich habe sehr viel mehr über Profifußball gelernt als ich je wissen wollte. Aber gut, Robert Enke war Fußballer. Ich weiß nicht, ob alle Details wirklich wichtig für den Verlauf der Krankheit waren, die ja in dem Buch skizziert wird, oder ob man so einfach Robert Enkes Leben besser verstehen soll. Ich vermute für mich letzteres.

Die Depression wird sehr eindringlich geschildert, so weit das für Außenstehende möglich ist, um einige wenige persönliche Aufzeichnungen von Enke ergänzt. Man kann sich gut einfühlen in das Gehirn von Enke - wenn einem das Krankheitsbild bekannt ist. Öfter dachte ich beim Lesen, dass ich genau das auch empfinde. Und wieder und wieder stellt man sich die Frage, warum das so ist. Warum man diese Krankheit bekommt.

Diese Frage wird selbstverständlich in dem Buch nicht beantwortet, wie auch, wird doch der Ausbruch einer Depression durch vielfältige Ereignisse ausgelöst, bei jedem Betroffenen individuell unterschiedlich.

Doch hier teilen sich dann die Wege - für Robert Enke war eines der Hauptprobleme bei der Bekämpfung seiner Depression die Öffentlichkeit, seine Krankheit sollte nicht bekannt werden und letztlich ist er wohl daran zerbrochen. Wäre er 2009 in eine Klinik gegangen, vielleicht hätte er sich nochmal gefangen. Für den "normalen" Menschen stellen sich hier mehr existentielle Probleme - kann ich meinem Beruf noch nachgehen und Geld verdienen? Hierauf kann und soll das Buch keine Antwort geben, wie auch. Das ist keine Herabwertung, nur eine Differenzierung.

Ob mit dem Buch erreicht wird, dass die breite Masse etwas Zugang zur Thematik der Depression findet, das möchte ich bezweifeln. Denn wer nicht an der Depression leidet, wird die Gedankengänge von Robert Enke nicht nachvollziehen können. Wenn aber nur ein bißchen mehr Akzeptanz entsteht, dann hat es schon geholfen.

Fazit: Lesen. Ohne Vorurteile.

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